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Europäische Wildkatze

(notiert von Helga Klameth)

Einige Merkmale:

  • dicker, gestutzter, schwarz endender Schwanz
  • Aalstrich
  • schwarze Sohlen
  • Streifen zwischen den Ohren
  • weiße Barthaare
  • heller, rosa Nasenspiegel
  • Jeder Jäger kann Wildkatze von Wildhauskatze (verwilderte Hauskatze) unterscheiden (auch ohne DNA-Test):

    • Wildkatze - Aalstrich
    • Wildhauskatze - kein Aalstrich

Geschichte:

  • Sie durchstreiften schon die Wälder Europas (seit ca. 500 000 Jahren), lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten (ca. vor 2 000 Jahren).
  • Die afrikanische Wildkatze oder Falbkatze ist die Stammform der Hauskatze.
  • Die Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris silvestris) ist auf den Britischen Inseln, in Europa, einigen Mittelmeerinseln und Teilen Südwest-Asiens verbreitet.
  • Sie folgte überall der Ausbreitung ihrer Beutetiere.

Aussehen:

  • ähnlich einer wildfarbenen Hauskatze
  • Schwanz ist kürzer und buschig mit 3 bis 5 dunklen Ringen und stumpfem, schwarzen Ende
  • Fellzeichnung verwaschen, oft mit lehmgelbem Farbton (besonders im vorderen Teil des Körpers)
  • wirkt gedrungener und kräftiger als Hauskatze
  • 4 (bis 5) schwarze oder dunkelbraune, klar voneinander getrennte Streifen auf dem Hinterkopf und Nacken
  • sehr langes und seidiges Fell
  • Eindeutige Unterscheidung zwischen Haus- und Wildkatze am toten Tier:  Gehirnvolumen, Darmlänge

Größe und Gewicht:

  • nur geringfügig größer als Hauskatzen, Katzen meist um 4 kg, Kuder um 5 kg

Fortpflanzung:

  • „Weibchenwahl“  (die Kätzin wählt den Kater)
  • Hierarchie der Kater (nur wenige Kater pflanzen sich fort)
  • „induzierte Ovulation“  (die befruchtungsfähige Eizelle wird durch den Begattungsakt freigesetzt)
  • Die Jungtiere eines Wurfes können von verschiedenen Katern stammen
  • Tragzeit:  63 – 69 Tage
  • 2 – 4 (max. 6) Jungtiere pro Wurf – im März bis September, die meisten Würfe im April
  • zweiter Wurf im Herbst normalerweise nur bei Verlust des ersten
  • nach neueren Untersuchungen erreicht nur eine von fünf Jungkatzen das Ende des 4. Monats
    (Gefahr vor allem durch Marderartige und Luchs, aber auch durch Feuchtigkeit und Zugluft)
  • Säugezeit der Jungtiere ca. 4 Monate
  • mit 6 Monaten erwachsen, verlassen die Familie
  • Plätze für Gehecke: Baumhöhlen, Felsspalten, Geröll, Reisighaufen (im Wald liegen lassen!), Holzstapel,
                  Gestrüpp, Schuppen, alte Hochsitze, Fuchs- und Dachsbaue, Wurzelteller umgeworfener Bäume
  • Hybridisation mit Hauskatzen: möglich, aber selten

    • Eliminierung von verwilderten Hauskatzen zum Schutz der Wildkatze ist dringend nötig
    • schonen von möglichen Hauskatzen im Wald, die im Phänotyp der Wildkatze ähneln
    • „genetische Unterscheidung“ zwischen Wild- und Hauskatze ist derzeit keineswegs sicher möglich
    • Faustregel:  alles, was aussieht wie eine Wildkatze und sich verhält wie eine Wildkatze, sollte als eine solche angesehen werden

Nahrung:

  • vor allem Wühl- und Waldmäuse, am liebsten Rötelmäuse
  • seltener Kaninchen, Eidechsen, Kleinvögel
  • nur ausnahmsweise Aas
  • kaum pflanzliche Nahrung

Fährten:

  • Pfotenabdruck wie Hauskatze
  • rundlicher Umriss
  • Ballen und 4 Zehen

    • von den 5 Vorderzehen erscheint der „Daumen“ nicht im Abdruck
    • die hinteren Pfoten haben nur 4 Zehen

  • Gehen und Traben im Kreuzgang
  • Im Galopp und Sprung wird der Körper durch synchrones Aufsetzen der Hinterpfoten abgestoßen.
  • Alter: 6 Jahre in der Natur (bisher glaubte man an 12 – 15 Jahre), in Gefangenschaft über 15 Jahre

Lebensweise

  • leben sehr zurückgezogen, versteckt, meiden offenes Gelände,  kaum jemand bekommt sie zu Gesicht
  • Sie schlafen meist tagsüber und jagen nachts, da z.B. Rötelmäuse dämmerungsaktiv und Wald- und Gelbhalsmäuse streng dunkelaktiv sind.
  • wirken viel wilder als unsere Hauskatzen, lassen sich überhaupt nicht zähmen (selbst „Handaufzuchten“ nicht)
  • sind keine Langstreckenläufer, zeigen wenig Ausdauer im Laufen
  • einer Minute Sprint muss Keuchatmen zum Abkühlen des erhitzten Körpers folgen
  • Aber:    die sich langsam kontrahierenden Muskelfasern ermüden auch nur sehr langsam, was für das Schleichen und Sprungstehen förderlich ist.
  • Die Beute wird angeschlichen, um sie aus möglichst kurzer Entfernung im Sprung zu erreichen, mit den Krallen zu fassen und mit einem Biss zu töten. Noch beliebter ist der Ansitz, wo sie minutenlang warten, um schließlich zuzufassen.
  • schwimmen durch Flüsse
  • laufen Bäume nur aufwärts, aber nicht ordentlich abwärts (Unterschenkelknochen der Hinterbeine sind nicht supiniert / parallel gelegt)

Lebensraum:

  • kleine, helle Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen, ruhige und heckenreiche Säume am Waldrand, Flächen mit Himbeer- und Brombeergestrüpp
  • ihre Verstecke liegen meist am Boden im undurchdringlichen Dickicht
  • Im Winter können Dachs, Fuchs, Waschbär und Wildkatze im gleichen Bau leben.
  • Streifgebietsgröße:

    • Kätzinnen:         100 – 500 ha
    • Kuder:                 1000 – 2000 ha

  • Die Streifgebiete überlappen sich gewöhnlich.

Vorkommen in Deutschland:

  • 2 Kerngebiete:
  • Eifel und Hunsrück
  • Harz und Thüringer Wald

Schutzmaßnahmen / Hinweise für Jäger und Waldbesitzer:

  • Kein Abschuss oder Fang von „wildfarbenen“ Tieren
  • Erhaltung ungestörter größerer Rückzugsgebiete–
  • Totfunde einer wissenschaftlichen Untersuchung zuführen
  • Bei Geheckfunden:       

    • Einrichten einer Schutzzone von ca. 200 m
    • Jagdhunde ausnahmsweise mal an die Leine, andere Hunde sowieso (Thür. Waldgesetz!)
    • Holzarbeiten vorübergehend einstellen
    • Vorsicht bei Nutzung älterer Jagdkanzeln, da diese nicht selten als Wurfplatz dienen!

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