Jeder Jäger kann Wildkatze von Wildhauskatze (verwilderte Hauskatze) unterscheiden (auch ohne DNA-Test):
Wildkatze - Aalstrich
Wildhauskatze - kein Aalstrich
Geschichte:
Sie durchstreiften schon die Wälder Europas (seit ca. 500 000 Jahren), lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten (ca. vor 2 000 Jahren).
Die afrikanische Wildkatze oder Falbkatze ist die Stammform der Hauskatze.
Die Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris silvestris) ist auf den Britischen Inseln, in Europa, einigen Mittelmeerinseln und Teilen Südwest-Asiens verbreitet.
Sie folgte überall der Ausbreitung ihrer Beutetiere.
Aussehen:
ähnlich einer wildfarbenen Hauskatze
Schwanz ist kürzer und buschig mit 3 bis 5 dunklen Ringen und stumpfem, schwarzen Ende
Fellzeichnung verwaschen, oft mit lehmgelbem Farbton (besonders im vorderen Teil des Körpers)
wirkt gedrungener und kräftiger als Hauskatze
4 (bis 5) schwarze oder dunkelbraune, klar voneinander getrennte Streifen auf dem Hinterkopf und Nacken
sehr langes und seidiges Fell
Eindeutige Unterscheidung zwischen Haus- und Wildkatze am toten Tier: Gehirnvolumen, Darmlänge
Größe und Gewicht:
nur geringfügig größer als Hauskatzen, Katzen meist um 4 kg, Kuder um 5 kg
Fortpflanzung:
„Weibchenwahl“ (die Kätzin wählt den Kater)
Hierarchie der Kater (nur wenige Kater pflanzen sich fort)
„induzierte Ovulation“ (die befruchtungsfähige Eizelle wird durch den Begattungsakt freigesetzt)
Die Jungtiere eines Wurfes können von verschiedenen Katern stammen
Tragzeit: 63 – 69 Tage
2 – 4 (max. 6) Jungtiere pro Wurf – im März bis September, die meisten Würfe im April
zweiter Wurf im Herbst normalerweise nur bei Verlust des ersten
nach neueren Untersuchungen erreicht nur eine von fünf Jungkatzen das Ende des 4. Monats (Gefahr vor allem durch Marderartige und Luchs, aber auch durch Feuchtigkeit und Zugluft)
Säugezeit der Jungtiere ca. 4 Monate
mit 6 Monaten erwachsen, verlassen die Familie
Plätze für Gehecke: Baumhöhlen, Felsspalten, Geröll, Reisighaufen (im Wald liegen lassen!), Holzstapel, Gestrüpp, Schuppen, alte Hochsitze, Fuchs- und Dachsbaue, Wurzelteller umgeworfener Bäume
Hybridisation mit Hauskatzen: möglich, aber selten
Eliminierung von verwilderten Hauskatzen zum Schutz der Wildkatze ist dringend nötig
schonen von möglichen Hauskatzen im Wald, die im Phänotyp der Wildkatze ähneln
„genetische Unterscheidung“ zwischen Wild- und Hauskatze ist derzeit keineswegs sicher möglich
Faustregel: alles, was aussieht wie eine Wildkatze und sich verhält wie eine Wildkatze, sollte als eine solche angesehen werden
Nahrung:
vor allem Wühl- und Waldmäuse, am liebsten Rötelmäuse
seltener Kaninchen, Eidechsen, Kleinvögel
nur ausnahmsweise Aas
kaum pflanzliche Nahrung
Fährten:
Pfotenabdruck wie Hauskatze
rundlicher Umriss
Ballen und 4 Zehen
von den 5 Vorderzehen erscheint der „Daumen“ nicht im Abdruck
die hinteren Pfoten haben nur 4 Zehen
Gehen und Traben im Kreuzgang
Im Galopp und Sprung wird der Körper durch synchrones Aufsetzen der Hinterpfoten abgestoßen.
Alter: 6 Jahre in der Natur (bisher glaubte man an 12 – 15 Jahre), in Gefangenschaft über 15 Jahre
Lebensweise
leben sehr zurückgezogen, versteckt, meiden offenes Gelände, kaum jemand bekommt sie zu Gesicht
Sie schlafen meist tagsüber und jagen nachts, da z.B. Rötelmäuse dämmerungsaktiv und Wald- und Gelbhalsmäuse streng dunkelaktiv sind.
wirken viel wilder als unsere Hauskatzen, lassen sich überhaupt nicht zähmen (selbst „Handaufzuchten“ nicht)
sind keine Langstreckenläufer, zeigen wenig Ausdauer im Laufen
einer Minute Sprint muss Keuchatmen zum Abkühlen des erhitzten Körpers folgen
Aber: die sich langsam kontrahierenden Muskelfasern ermüden auch nur sehr langsam, was für das Schleichen und Sprungstehen förderlich ist.
Die Beute wird angeschlichen, um sie aus möglichst kurzer Entfernung im Sprung zu erreichen, mit den Krallen zu fassen und mit einem Biss zu töten. Noch beliebter ist der Ansitz, wo sie minutenlang warten, um schließlich zuzufassen.
schwimmen durch Flüsse
laufen Bäume nur aufwärts, aber nicht ordentlich abwärts (Unterschenkelknochen der Hinterbeine sind nicht supiniert / parallel gelegt)
Lebensraum:
kleine, helle Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen, ruhige und heckenreiche Säume am Waldrand, Flächen mit Himbeer- und Brombeergestrüpp
ihre Verstecke liegen meist am Boden im undurchdringlichen Dickicht
Im Winter können Dachs, Fuchs, Waschbär und Wildkatze im gleichen Bau leben.
Streifgebietsgröße:
Kätzinnen: 100 – 500 ha
Kuder: 1000 – 2000 ha
Die Streifgebiete überlappen sich gewöhnlich.
Vorkommen in Deutschland:
2 Kerngebiete:
Eifel und Hunsrück
Harz und Thüringer Wald
Schutzmaßnahmen / Hinweise für Jäger und Waldbesitzer:
Kein Abschuss oder Fang von „wildfarbenen“ Tieren
Erhaltung ungestörter größerer Rückzugsgebiete–
Totfunde einer wissenschaftlichen Untersuchung zuführen
Bei Geheckfunden:
Einrichten einer Schutzzone von ca. 200 m
Jagdhunde ausnahmsweise mal an die Leine, andere Hunde sowieso (Thür. Waldgesetz!)
Holzarbeiten vorübergehend einstellen
Vorsicht bei Nutzung älterer Jagdkanzeln, da diese nicht selten als Wurfplatz dienen!